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21.10.20 –
Der Ortsverband Steinlach-Wiesaz hat im August 2020 eine Presseerklärung zur B 27-Ausbauplanung zwischen Nehren und Mössingen abgegeben. Hier veröffentlichen wir den Wortlaut:
"Die Einleitung des Planfeststellungsverfahrens für den vierspurigen Ausbau der B 27 auf der sogenannten Endelbergtrasse zwischen Nehren und Bodelshausen hat ein weiteres Signal für ungehemmten Flächenverbrauch und den Vorrang des motorisierten Individualverkehrs gegenüber umweltverträglicheren Formen der Mobilität gesetzt.
Die Alternative einer Tunnellösung auf der bestehenden Trasse durch Ofterdingen wurde im Jahr 1998 als wirtschaftlich und verkehrstechnisch nicht konkurrenzfähig verworfen, obwohl sie von vielen Bürger*innen der angrenzenden Gemeinden als die bessere Option gesehen wurde und bis heute noch wird. Die Rahmenbedingungen, unter denen diese Entscheidung fiel, haben sich jedoch in den inzwischen vergangenen 22 Jahren maßgeblich verändert:
Der Ortsverband Steinlach-Wiesaz von Bündnis 90/Die Grünen lehnt daher die Planungen für den Bau der Endelbergtrasse unverändert ab und fordert die in Politik und Verwaltung Zuständigen auf, mögliche Alternativen nach den heutigen Erkenntnissen und unter den aktuellen Rahmenbedingungen erneut zu prüfen."
Schreiben der grünen Abgeordneten an Bundesverkehrsminister Scheuer
Im Oktober 2020 haben die drei Abgeordneten von Bündnis 90/Die Grünen in der Region, Chris Kühn (MdB), Daniel Lede Abal (MdL) und Thomas Poreski (MdL), sich mit einem ausführlichen Brief an Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer gewandt und darin eine Umplanung des B 27-Ausbaus zwischen Nehren und Bodelshausen mit dem Ziel einer flächenschonenderen und damit ökologischeren Variante gefordert. Das Schreiben dokmnetieren wir hier:
"Sehr geehrter Herr Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer,
wir wenden uns in Sachen des geplanten Neubaus des B27-Abschnitts Bodelshausen-Nehren an Sie mit der Bitte die vorhandenen Planungen nochmals dringend zu überprüfen - insbesondere eine flächenschonendere und damit ökologischere Variante zu vertiefen - und eine Umplanung vorzunehmen. In den letzten Monaten haben wir uns in vielen Gesprächen vor Ort intensiv mit Bürgerinnen und Bürgern, der Bürgerinitiative „Bündnis nachhaltige Mobilität Steinlachtal“ und dem Regierungspräsidium Tübingen mit den vorliegenden Planunterlagen zum Aus-/Neubau der B27 zwischen Bodelshausen (L389) und Nehren (L394), „Ortsumgehung Ofterdingen“ auseinandergesetzt. Wir teilen insbesondere die vielen Bedenken, die im Gemeinderat der Gemeinde Nehren vorgebracht wurden. Zudem liegen dem Regierungspräsidium von über 500 Privatpersonen und Verbänden Einwände gegen die geplante Variante Endelbergtrasse vor.
Die B 27 führt als wichtige Nord-Süd-Verbindung vom Mittleren Neckarraum über Tübingen in den Zollernalbkreis. Der Streckenabschnitt B 27 Bodelshausen-Nehren ist Bestandteil der 2-bahnigen (4-streifigen) Ausbaukonzeption der B 27 von Stuttgart bis Balingen. Wir sind ebenfalls der Meinung, dass es eine schnelle und wirksame Lösung für den Ausbau der B 27 bei Ofterdingen braucht. Aus unserer Sicht und unserer Kenntnis ist der Lückenschluss auf der B27 auch mit der Perspektive und dem Ausbau einer Regionalstadtbahn Neckaralb notwendig. Dennoch sehen wir erhebliche Mängel an der jetzigen Planung. Wer die Verkehrswende will und damit die Klimaschutzziele von Paris ernst nimmt, muss alles dafür tun, dass hier eine andere Trassenvariante gebaut wird. Denn die heutigen Planungen gehen von einer alten Mobilitätskultur aus, ohne Homeoffice und verändertem Nutzerverhalten.
Die jetzige Verkehrsplanung ist nicht mehr zeitgemäß und bedeutet einen massiven ökologischen Eingriff in die Kulturlandschaft zwischen Nehren, Mössingen und Ofterdingen. Sie ist die ökologisch schlechteste Variante mit dem höchsten Flächenverbrauch. Sie würde eine wertvolle Kulturlandschaft mit Streuobstwiesen zerstören. Die jetzige Vorzugsvariante konterkariert damit die deutschen Klima-, Nachhaltigkeits- und Flächenverbrauchsziele massiv. Wir sind überzeugt, die Ortsumfahrung Ofterdingen muss auf den Prüfstand. Wir sind überzeugt, es gibt eine ökologischere und nachhaltigere Variante. Zudem sind Ausgleichsmaßnahmen aufgrund der gut begründeten Naturschutzgesetzgebung sehr viel aufwendiger und teurer als noch vor zwei oder drei Jahrzehnten, als die Endelbergtrasse favorisiert wurde. Es ist zudem fraglich, ob überhaupt in der Raumschaft geeignete Flächen für Ausgleichsmaßnahmen zur Verfügung stehen. Dadurch verändert sich das Kosten-Nutzen-Verhältnis klar zugunsten von alternativen Planungen.
Die geplante Endelbergtrasse würde wegen berechtigter Naturschutzbelange voraussichtlich langwierige Rechtsstreitigkeiten nach sich ziehen. Inklusive Planung ist eine Fertigstellung innerhalb der nächsten 10 Jahre, selbst bei einer bestätigenden Rechtsprechung, unrealistisch. Das ist uns zu langwierig und würde auch den Menschen an der Trasse in Ofterdingen und im südlichen Teil des Kreises und des Zollernalbkreises nicht helfen. Wir stehen mit unserem Vorschlag zum Ausbau der B27, allerdings mit einer stärkeren Gewichtung der Klima- und ökologischen Belange. Die Endelbergtrasse ist im Bundesverkehrswegeplan zwar als Planungsgrundlage ausgewiesen. Im Rahmen des Planfeststellungsverfahrens werden Ausgangstrassen aber immer erneut geprüft und Alternativen gegenübergestellt. Verbindlich sind nur die Endpunkte einer Trasse. Diese stellen wir nicht infrage. Es braucht demnach keine erneute und verzögernde Fortschreibung des Bundesverkehrswegeplans, sondern nur eine andere, rechtlich zulässige Umsetzung.
Es geht uns beim Ausbau der B27 bei Ofterdingen nicht um ein Entweder-Oder von notwendigem Straßenbau und Naturschutz, sondern um ein zeitgemäßes UND. Wir plädieren daher für eine umweltgerechte Lösung, die um Jahre früher und mit einer kürzeren Wegstrecke realisierbar ist als die Endelbergtrasse. Unsere Alternative ist auch dadurch möglich, dass sich die Besiedelung gegenüber dem ursprünglichen Antragszeitpunkt vor über zwei Jahrzehnten verändert hat. Wir sprechen uns für die Tieferlegung der Trasse durch Ofterdingen aus. Diese Trasse soll, nach dem überzeugenden Vorbild in Dußlingen, mit einem ebenerdigen Deckel nach oben teilweise abgeschlossen werden und durch technische Lärmschutzmaßnahmen ergänzt werden. Dies käme zusätzlich der Ortsentwicklung in Ofterdingen und dem Zusammenwachsen der Ortsteile zugute.
Wir fordern Sie nun auf sich dieser Trassenführung nochmal genau anzunehmen und zu überprüfen, ob nicht die 0-Variante mit einem teilweisen Deckel die ökologischste, schnellste und kostengünstigste Variante darstellt. Wir hoffen auf eine schnelle positive Antwort von Ihnen."
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